Lateinische Verslehre (Metrik) – der Hexameter

 

 

Was ist Metrik?. 2

Was sind Silben?. 2

Wie finde ich nun heraus, welche Silben lang und welche kurz sind?. 2

Wie wird die Länge und Kürze von Silben gekennzeichnet?. 3

Was ist ein Hexameter?. 3

Können im Hexameter Silben wegfallen?. 4

Wie war das mit den Zäsuren?. 5

Wie skandiert man also einen Hexameter?. 6

Was bedeuten Enjambement und Hypérbaton?. 6

 


Was ist Metrik?

Bei der Metrik kommt es darauf an, einen Vers (d. h. eine Zeile im Text) richtig mit betonten und unbetonten Silben sowie langen und kurzen Silben[1] zu lesen. zurück nach oben

 

 

Was sind Silben?

Silben findet man heraus, wenn man wie in der Grundschule die Klatschprobe macht (z. B.: Au-to-bahn; La-tein-un-ter-richt; au-re-a; pri-ma; vin-di-ce; nul-lo[2]).

Wie man bei dem Wort „au-re-a“ sehen kann, gibt es im Lateinischen – genau so wie im Deutschen nach der Rechtschreibreform – Silben, die nur von einem Vokal gebildet werden.[3]

„Aurea“ ist also z. B. dreisilbig.

Eine Besonderheit sind die sog. Diphthonge – also Doppellaute oder besser: Doppelvokale. Dieser Diphthong wird wie ein einziger Laut ausgesprochen.

Vergleiche z. B. im Deutschen das Wort „laufen“, „kämpfen“ oder „schön“.

Im (klassischen) Latein gibt es folgende Diphthonge: „ae“, „au“ „oe“.

Vergleiche z. B. „aurea“[4], „aetas“[5], „praecipites“[6], „moenia“[7] oder „poena“[8].

(Selten, so in griechischen Fremdwörtern, kommt auch noch „eu“ vor – z. B. in dem Eigennamen „Peleus“ oder in der Interjektion[9] „heu“.)

Achtung Nr. 1: Anders als im Deutschen ist im Lateinischen die Vokalfolge „ie“ kein Diphthong!

So ist z. B. „hi-e-mes“ dreisilbig. „Di-es“ z. B. ist zweisilbig.

Ebenso ist „ei“ im Lateinischen kein Diphthong.

Das Wort „Ae-ne-is“[10] z. B. ist also dreisilbig.

Achtung Nr. 2: Bisweilen wird „i“ halbvokalisch wie „j“ ausgesprochen[11] – z. B. in „iungere“[12] oder in „maior“[13].

Dann wirkt „i“ also nicht silbenbildend.[14] zurück nach oben

 

 

Wie finde ich nun heraus, welche Silben lang und welche kurz sind?

Die Länge oder Kürze von Silben nennt man ihre Quantität.

1)      Silben sind lang, wenn sie von Natur aus lang sind.[15]

Dabei ist das Lexikon eine große Hilfe: Wenn es nicht eh schon klar ist (dazu unter 2. und 3. gleich mehr!), steht ein Längungsstrich darüber.[16]

2)      Silben sind lang, wenn auf einen Vokal mindestens zwei Konsonanten folgen (sog. Positionslänge).

Dreimal Achtung:

  1. „x“[17] und „z“[18] gelten als zwei Konsonanten;

  2. „qu“ gilt als ein Konsonant;

  3. „h“ gilt nicht als Konsonant, da dieser Laut in der Antike überhaupt nicht gesprochen wurde.
    Man kann und sollte ihn also regelmäßig und getrost überlesen, als wäre er nicht da!

In der Metrik ist es völlig egal, ob diese mindestens zwei Konsonanten innerhalb eines Wortes stehen oder über die Wortgrenze hinausgehen.

Ein paar Beispiele: Die Silbe „nul“ von „nullo“ ist deshalb lang, weil auf das „u“ die beiden Konsonanten „ll“ folgen.[19] Die Silbe „vin“ von „vindice“ ist deshalb lang, weil auf das „i“ die beiden Konsonanten „n“ und „d“ folgen. Die Silbe „tas“ in „aetas, quae“ ist deshalb lang, weil auf das „a“ die beiden Konsonanten „s“ und „qu“ folgen. Die Silbe „dem“ in „fidem rectumque“ ist deshalb lang, weil auf das „e“ die beiden Konsonanten „m“ und „r“ folgen. In den letzten beiden Beispielen gingen also die Konsonanten über die Wortgrenze hinweg.

Leider gibt es eine Ausnahme, muta cum liquida[20] genannt: Wenn der erste der beiden Konsonanten ein „b“, „p“, „t“, „d“, „g“ oder „c“ ist und der zweite Konsonant ein „l“, „m“, „n“ oder „r“, dann kann die Silbe lang sein – muss sie aber nicht. Dann hilft eigentlich nur noch Raten.

Direkt ein Beispiel, wo zwei Konsonanten aus der Muta- und Liquida-Gruppe keine Positionslängung bewirken. In Vers 89 aus Ovids erstem Metamorphosenbuch ist das letzte „a“ von „aurea“ kurz, obwohl zwei Konsonanten folgen. Aber leider gehört der erste zur Gruppe der Muta ("p"), der zweite zu der der Liquida ("r").

3)      Silben sind lang, wenn sie einen Diphthong enthalten.

4)      Alle anderen Silben gelten in der Metrik als kurz. zurück nach oben

 

 

Wie wird die Länge und Kürze von Silben gekennzeichnet?

Lange Silben werden in der Metrik mit einem darüber gezogenen waagerechten Strich () gekennzeichnet (z. B. aūrea; nūllo)[21].

Über kurze Silben setzt man ein Zeichen, das wie ein kleines „u“ (k) aussieht (z. B. aurĕa; vindicĕ[22]). zurück nach oben

 

 

Was ist ein Hexameter?

Hexameter ist der Name für ein lateinisches Versmaß.

Jede Zeile im Text ist ein Hexameter.

Wie jeder andere Vers auch besteht der Hexameter aus sog. Versfüßen (= Einheiten) – hier insgesamt sechs[23].

Jeder einzelner Versfuß beginnt mit einer langen Silbe, die betont ist (ê).[24] Auf diese Silbe folgen zwei kurze Silben (r), die allerdings (wieder so eine Gemeinheit!) durch eine einzige Länge ersetzt werden können.[25]

Allerdings gibt es zwei Ausnahmen:

  1. Der fünfte Versfuß  besteht zu 99% aus einer (betonten) Länge und zwei Kürzen.[26]

  2. Der sechste Fuß besteht ganz normal aus einer (betonten) Länge, dann aber folgt entweder eine Länge (auch noch normal) oder nur eine einzige Kürze (nicht mehr normal).
    Die allerletzte Silbe im Hexameter ist also anceps[27]. Deshalb kann man sie generell mit einem „x“ kennzeichnen.

Das Schema des Hexameters (sein Versschema) sieht also folgendermaßen aus:[28]

 

ê t

1.Versfuß

ê t

2.Versfuß

ê t

3.Versfuß

ê t

4.Versfuß

ê r

5.Versfuß

ê x

6.Versfuß

 

Zwei Kürzen (r) können durch eine Länge () ersetzt werden.

Jede erste Silbe in einem Versfuß ist lang und betont (ê).

Die letzte Silbe ist anceps (x), d. h. lang oder kurz (u).

 

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Können im Hexameter Silben wegfallen?

Klar, die Antwort heißt „Ja“.

Wie das geht? Endet ein Wort auf einen Vokal und beginnt das nächste mit einem Vokal, so wird der erste Vokal ausgestoßen und nicht mehr gesprochen. So hat man eine Silbe weniger.[29] Diese Erscheinung heißt Elision.[30] Das ganze gilt aber nur innerhalb einer Zeile (wenigstens in 99% der Fälle).[31] Achte darauf, dass „i“ am Anfang eines Wortes[32] nicht unbedingt als Vokal zu werten ist, sondern bisweilen wie „j“ ausgesprochen wird!

Um die Elision zu kennzeichnen, streicht man den ersten Vokal durch (oder klammert ihn ein) und macht zur Erinnerung einen kleinen Bogen von der letzten Silbe des vorhergehenden Wortes zur ersten Silbe des nächsten.

Achtung! Beachte dabei, dass „h“ überhaupt nicht gesprochen wird, so dass auch hier eine Elision stattfinden kann!

Elision findet auch noch im folgenden Fall statt: Wenn das erste Wort auf „am“, „em“, „im“[34], „om“[35] oder „um“ endet, dann wird das „um“ usw. ausgestoßen (elidiert) – auch hier hat man dann eine ganze Silbe weniger.[36]

Achtung! Natürlich gibt’s auch hier wieder eine Ausnahme, die man Aphärese[37] nennt. Wenn das zweite Wort eine Form von „esse“ ist, die mit einem „e“ anfängt, fällt das „e“ von dieser Form weg. Am häufigsten hat man dabei die Form „est“.

Ein paar Beispiele für Elision und Aphärese:

 

Ipsa quoqu(e) immunis rastroqu(e) intacta nec ullis (Vers 101). (zweimal Elision)

 

Aurea prima sata (e)st, quae vindice nullo (Vers 89). (Aphärese)

 

Perqu(e) hiemes aestusqu(e) et … (erste Hälfte von Vers 117).[38] (zweimal Elision)

 

Litora mult(um) ill(e) et terris iactatus et alto (erstes Buch, Vers 3 von Vergils Aeneis). (zweimal Elision)

 

ventur(um) excidio Libyae sic volvere Parcas (erstes Buch, Vers 22 von Vergils Aeneis). (Elision) zurück nach oben

 

 

Wie war das mit den Zäsuren?

Durch eine Zäsur wird ein gedanklicher Einschnitt im Vers markiert. Sie dient also dem Dichter zur Gliederung. Wörter vor und nach den Pausen werden hervorgehoben.

Es gibt drei Zäsuren:

  1. die Trithemimeres,

  2. die Penthemimeres und

  3. die Hephthemimeres.

Diese Pausen befinden sich immer hinter einem Wortende und zerteilen einen Versfuß.

Die Trithemimeres befindet sich nach der zweiten Hebung[39], die Penthemimeres nach der dritten und die Hephthemimeres nach der vierten.

Es müssen also zwei Bedingungen erfüllt sein:

  1. Das Wort muss zu Ende sein.

  2. Auf der letzten Silbe des Wortes muss sich eine im Versmaß betonte Silbe befinden.

Eine Zäsur kennzeichnet man durch einen senkrechten Strich (|), unter den man ein T, P oder H für die entsprechende Zäsur schreibt.

Zu merken ist, dass die Trithemimeres immer mit der Hephthemimeres zusammen auftritt und die häufigste Zäsur die Penthemimeres ist.

Ein paar Beispiele aus Ovids Metamorphosen, Buch I:

 

Aurea prima sata (e)st

|

aetas,

|

quae vindice nullo, (Vers 89)

 ê r ê r ê

P

l ê

H

 l ê r ê x

 

sponte sua,

|

sine lege fidem

|

rectumque colebat. (Vers 90)

 ê r ê

T

r ê r ê 

H

l ê r ê x

 

Poena metusqu(e) aberant

|

nec verba minantia fixo (Vers 91)

 ê r ê r ê

P

l ê r ê r ê x

 

aere legebantur,

|

nec supplex turba timebat (Vers 92)

 ê r ê l ê

P

l ê l ê r ê x

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Wie skandiert man also einen Hexameter?

Skandieren bedeutet, in einem Vers die Längen und Kürzen sowie Betonungen und Zäsuren einzutragen.

  1. Man sucht alle Elisionen und Aphäresen heraus und kennzeichnet sie, wie oben beschrieben, mit Durchstreichen (oder Einklammern) und Bogenziehen.

  2. Im zweiten Schritt markiert man die Silben, deren Länge bzw. Kürze laut Versschema (fast) 100%ig sicher ist:
    Man macht über die allererste Silbe im Vers einen langen, betonten Strich. (Das ist ja schließlich immer so.)
    Dann geht man an das Ende des Verses: Die allerletzte Silbe versieht man mit einem „x[40]. Die vorletzte Silbe bekommt einen langen Strich mit einem Betonungszeichen. (Das ist ja schließlich auch immer so.)
    Die Silben vor der vorletzten versieht man – von hinten nach vorne gesehen! – mit zwei Kürzungszeichen und einem langen betonten Strich. (Denn in 99 % der Fälle besteht der fünfte Versfuß, den man hier skandiert, eben aus einer Länge mit zwei Kürzen[41].)

  3. Danach sucht man alle positionslangen Silben (Achtung bei muta cum liquida!) und Diphthonge heraus und versieht sie mit einem Längungszeichen.
    Beachte jedoch, dass nicht alle langen Silben automatisch auch betont sind (Versschema des Hexameters).

  4. Danach ergänzt man mit ein wenig Kombinationsgabe (immer das Schema des Hexameters im Kopf haben!) die übrigen Quantitäten.[42]
    Auch das Lexikon sollte Dir bei der Suche nach langen und kurzen Silben helfen.

  5. Dann setzt man dem Versschema des Hexameters entsprechend die restlichen Betonungsstriche.

  6. Zu guter Letzt sucht man die Zäsuren heraus. zurück nach oben

 

 

Was bedeuten Enjambement und Hypérbaton?

Enjambement: Mit diesem Stilmittel bezeichnet man die Erscheinung, dass am Ende eines Hexameters der Gedanke bzw. Satz noch nicht abgeschlossen ist, sondern erst im nächsten Hexameter (oder gar noch später).

Ein Beispiel:

In nova fert animus mutatas dicere formas

corpora […]

Der Gedanke, dass sich Ovid in seinen Metamorphosen mit Verwandlungen von Körpern beschäftigen will, ist in Vers 1 noch nicht abgeschlossen, sondern erst in Vers 2 mit dem „corpora“, das somit eine ganz betonte Stellung erhält.[43]

Hypérbaton[44]: Damit bezeichnet man die Trennung zweier Wörter (indem man andere dazwischen schiebt), die eigentlich syntaktisch (also von der Grammatik her) zusammengehören. Oft handelt es sich dabei um Attribut und Beziehungswort. Dadurch wird eine Betonung des im Satz nach vorn gerückten und/oder eine Spannung auf das noch zu erwartende zweite Wort erreicht.

Ein Beispiel:

In den Versen 1-2 liegt nicht nur ein Enjambement vor, sondern es gibt auch gleich noch zwei Hypérbata. Das erste ist „nova … corpora“, das zweite „mutatas … formas“. Neben der Betonung und Hervorhebung dieser Wörter als Hauptinhalt seines Werkes erreicht Ovid darüber hinaus, dass er durch die Wortstellung die sich ineinander verwandelnden Körper gleichsam abbildet. zurück nach oben

 

 

Und dann viel Spaß.

 

 

© Voß



[1] Das mit den langen und kurzen Silben schafft man im Deutschen eigentlich kaum.

[2] Die lateinischen Wörter aus dem ersten Buch, Vers 89, von Ovids Metamorphosen.

[3] Klar ist, dass jede Silbe einen Vokal braucht, um überhaupt als eine Silbe ausgesprochen werden zu können.

[4] „Au-re-a“ ist also dreisilbig.

[5] „Ae-tas“ ist also zweisilbig.

[6] „Prae-ci-pi-tes“ ist also viersilbig.

[7] „Moe-ni-a“ ist also dreisilbig.

[8] „Poe-na“ ist also zweisilbig.

[9] Einwurf.

[10] „Ae-ne-is“:So heißt ein Werk des Dichters Vergil.

[11] Das heißt, dass die Lateiner sich noch daran erinnerten, dass dieses „j“ aus „i“ entstanden ist und das „i“ auch noch mehr oder weniger zu hören ist.

[12] Gesprochen: „jungere“ → jun-ge-re (dreisilbig).

[13] Gesprochen: „major“ → ma-jor (zweisilbig).

[14] Vgl. Fußnote 3.

[15] Das heißt, die Sprachentwicklung hat ergeben, dass man diese oder jene Silbe allgemein lang ausspricht. Zudem haben sich die alten Grammatiker (noch in der Antike) geeinigt, dass man bestimmte Silben lang misst.

[16] Ein besonders schönes Beispiel dafür, wie wichtig die Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen ist, ist das Wort „decidere“: Dazu gibt es im Lexikon zwei Einträge (meist mit römisch I und II bezeichnet), deren Bedeutung sich stark voneinander unterscheidet, obwohl der reine Buchstabenbestand in beiden Fällen derselbe ist. Der einzige Unterschied ist der, dass beim ersten Eintrag über dem „i“ kein Längungsstrich steht, beim zweitem allerdings der Vokal und damit die Silbe als lang gekennzeichnet ist.

[17] Entstanden aus „cs“ .

[18] Entstanden aus „ds“ bzw. „ts“.

[19] Nur zufällig sind es hier dieselben Konsonanten.

[20] „Muta (syllaba)“ = stumm(er Buchstabe); „liquida (syllaba)“ = flüssig(er Buchstabe). Die liquiden Laute können beliebig lang ausgehalten (d. h. gesprochen) werden. Na ja – zumindest so lange, wie die Luft reicht.

[21] Eigentlich sollte der Strich auch noch über das erste „a“ von „aurea“ und über das „n“ von „nullo“ gehen – aber so etwas schafft der liebe Computer nicht.

[22] In ähnlicher Weise sollte hier das Kürzungszeichen auch über das „c“ und das „e“ gehen, da die Silbe nämlich „ce“ heißt.

[23] „Hex“ ist griechisch und heißt „sechs“. (Übrigens ist in der Sprach- und Lautgeschichte aus dem griechischen „h“ ein lateinisches „s“ geworden: „sex“ [= sechs]!)

[24] Die Betonung bezeichnet man auch als Hebung. Gekennzeichnet wird sie durch einen schrägen Strich (′) – das Betonungszeichen –, den man noch über den Längungsstrich setzt.

[25] Die Quantitätenfolge lr nennt man Daktylus (griechisch für „Finger“ – der Versfuß bildet ein langes und zwei kurze Fingerglieder ab). Die Quantitätenfolge ll heißt Spondeus (Weil die Griechen diesen Versfuß gerne bei ihren Trankopfern für die Götter verwendet haben: Spondé heißt „Trankopfer“.)

[26] Hier also können (in 99% der Fälle) zwei Längen nicht durch eine Kürze ersetzt werden. In den seltenen Fällen, in denen die Doppelkürze im fünften Versfuß durch eine Länge ersetzt werden kann, handelt es sich um einen sog. versus spondiacus.

[27] Doppelköpfig, doppeldeutig; unentschieden, schwankend – d. h. lang oder eben kurz.

[28] Über den zwei Kürzungszeichen r steht jeweils (außer im fünften Versfuß) ein Strich. Damit werden also die Alternativen angezeigt, weil zwei Kürzen durch eine Länge ersetzt werden können.

[29] Vgl. Fußnote 3.

[30] Elision heißt Ausstoßung.

Warum der Römer das gemacht hat? Beim Sprechen fand er die Erscheinung, dass ein Wort auf einen Vokal endet und das nächste wieder mit einem Vokal beginnt, überhaupt nicht schön. Er nannte das „Hiat“ (hiatus = gähnende Leere).

[31] Endet also die gesamte Zeile (= der gesamte Vers) mit einem Vokal und beginnt der nächste Vers mit einem Vokal, so wird (in 99% der Fälle) nichts elidiert.

[32] Im sog. Anlaut.

[34] Eine alte Akkusativform, z. B. erhalten in „turrim“ (von „turris“ = Turm).

[35] Ebenfalls eine alte Form. Zum Beispiel „plurimom“ für „plurimum“.

[36] Warum? Sprachgeschichtlich gesehen wurde ein „m“ (wie auch ein „n“) von den Römern – wie im heutigen Französisch – nasalisiert ausgesprochen.

[37] Griechisch für „Wegnahme“.

[38] „H“ wird nicht gesprochen!

[39] Also Betonung: Vgl. Fußnote 24.

[40] Sie ist ja schließlich anceps, kann also lang oder kurz sein – und ob sie lang oder kurz ist, interessiert eigentlich nicht.

[41] Die eben in 99 % der Fälle nicht durch eine Länge ersetzt werden können.

[42] Hat man z. B. schon zwei Kürzen, dann muss die Silbe davor lang und betont sein.

[43] Weiteres Beispiel: von Vers 5 zu 6. In Vers 6 wird dadurch das „unus“ hervorgehoben.

[44] Hyper-baton (griech.) = überschritten (Plural: Hypérbata).